Ich muss zugeben, ein wenig habe ich mich selbst dafür verflucht, dieses Thema gewählt zu haben. Aber gerade die Herausforderung, sich auf einen Song festzulegen, macht es so interessant, finde ich.
2012 war für mich ein Jahr, in dem viel passiert ist und sich einiges geändert hat. Aber es gab ein Ereignis, was im Rückblick am meisten heraussticht. Im frühen Sommer war es soweit, die Abgabe meiner Diplomarbeit (und somit auch das Ende meines fast 12 Semester langen Studiums) rückte immer näher. Ich habe es schon immer gehasst, wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen. Während meines Studiums habe ich nichts mehr verabscheut, als tagelang am Schreibtisch zu hocken und die meiste Zeit des Tages mit Fachliteratur und Microsoft Word zu verbringen. Da waren Referatsvorbereitungen gemeinsam mit Kommilitonen immer spannender und lustiger. Leider sieht ein Diplom-Studiengang vor, dass man das Studium mit einer Diplomarbeit abschließt. Eine Arbeit die mindestens 80 Seiten lang sein muss. Überhaupt erst mal ein Thema finden, das war die größte Kunst und dauerte länger, als das Schreiben selbst. Es war kniffelig, mein Wunschthema ("irgendwas mit Cyberbullying") aus der Medienpädagogik in die Sozialpädagogik zu befördern. Ich habe keine Ahnung, wie viele Bücher und Fachzeitschriften ich gewälzt habe und wie viele Stunden ich im Internet recherchiert habe, aber irgendwann stand es, das Thema: "Cyberbullying und Schulsozialarbeit. Welchen Beitrag kann die Schulsozialarbeit leisten".
Dann wurde die Diplomarbeit angemeldet, was bedeutete, dass ich ab sofort vier Monate hatte, um diese abzugeben. Weil mir der Druck, in 4 Monaten eine wissenschaftliche Arbeit erfolgreich aufs Papier zu bringen nicht reichte, kaufte ich mir ein Ticket für das Hurricane Festival, welches 2 Wochen vor meiner Abgabe stattfand. "Ich will die Arbeit vor dem Festival fertig haben. Sonst kann ich das Festival nicht genießen!", nahm ich mir vor.
Jeder, der schon mal eine Abschlussarbeit geschrieben hat und eine Deadline hatte, der weiß, wie der (Zeit)Druck von Tag zu Tag steigt und je näher die Deadline rückt, desto schlechter fühlt man sich. Die Einstellung wechselte bei mir stündlich zwischen "Hauptsache ich krieg die Seiten voll und bestehe!" und "Ich brauch dringend einen Schnitt von X,Y um in der Endnote die 1 vor dem Komma zu halten!". Man steht morgens auf, setzt sich an den Schreibtisch und bleibt dort bis es wieder an der Zeit ist, ins Bett zu gehen. Zwischendurch kleine Pausen zur Nahrungs- und Kaffeeaufnahme oder um sich beim Sport im Fitnesscenter abzureagieren. Und diese Pausen werden von Tag zu Tag kürzer. Man lebt quasi in der Phase für nichts anderes, als für die Diplomarbeit. Alles andere (Freizeit und Freunde) schiebt man gezwungenermaßen weit weg von sich.
Erfolgsdruck, Angst davor, zu versagen, kaum noch Zeit für Freunde, keine Zeit für Spaß. Das gefällt der Psyche nicht besonders. Hinzu kommt, dass man den ganzen Tag sitzt und stundenlang nur die Gehirnzellen und die Finger beansprucht. Ich hatte abends tatsächlich manchmal geschwollene Beine und Elefantenfüße. Auf Dauer geht das wirklich an die Substanz, der ganze Kram, den man da mit sich herumschleppt.
"I'm always dragging that horse around..."
Bis zum Tag, an dem man die Arbeit nach zwei letzten Nachtschichten formatiert, ausgedruckt und in einen fetten Umschlag eingetütet hat und sie endlich, ENDLICH in den Fristenkasten der Uni schmeißt.
Es gab ein bestimmtes Lied, was ich gehört habe, als dieses Foto entstanden ist. In dem Moment, als ich zusammen mit der zweifachen Ausführung meiner Diplomarbeit den ganzen Stress durch den dünnen Schlitz geworfen habe (naja eher gequetscht, beinahe hätte der Umschlag nicht durch den Schlitz gepasst), ertönte diese Zeile:
Genau in diesem Moment fiel alles von mir ab, was ich in den letzten Wochen so an Stress angesammelt hatte. Denn ab sofort war es vorbei und ich konnte und musste rein gar nichts mehr an der Arbeit machen. Freiheit!"...Tonight I'm gonna bury that horse in the ground!"
Ich hasse es wie die Pest, irgendetwas unter Zeitdruck erledigen zu müssen und je näher eine Deadline rückt, desto erdrückender wird das Gefühl. Aber ein Gutes hat eine Deadline. Die Gewissheit, dass es irgendwann endlich, definitiv vorbei ist. Dass man dann all den Stress hinter sich hat. Dass nach dem dunkelsten Moment die Sonne irgendwann wieder aufgeht.
"It's always darkest before the dawn."
Eine Zeile, die ich vor allem in den letzten 2 Wochen vor der Abgabe immer wieder im Kopf hatte. Denn während der Endphase stolperte ich über diesen Song. Nicht, dass er mir neu war, ich hatte nur nie besonders hingehört. Inhaltlich passt er natürlich nicht 1:1 auf die Situation, aber die drei Textzeilen, die ich hier zitiert habe, machten dieses Lied zu einer Art Begleiter während meiner Diplomarbeit. Und somit zu meinem Song 2012.
Übrigens: Wenige Tage nach der Abgabe ging es dann ja zum Hurricane. Ein Auftritt, auf den ich mich besonders freute, war natürlich der von Florence + the Machine. Und es war ein riesen Highlight. Als die ersten Töne von "Shake it out" aus den Boxen dröhnten, war ich so überwältigt! Ich konnte nicht anders: Tränenwasserfälle strömten über mein Gesicht (und es war mir nicht im Geringsten peinlich!).
Und wenn ich den Song jetzt höre, dann überkommt mich wieder dieses gemischte Gefühl aus dem unfassbaren Druck und der unendlichen Freiheit.
Und wenn ich den Song jetzt höre, dann überkommt mich wieder dieses gemischte Gefühl aus dem unfassbaren Druck und der unendlichen Freiheit.
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PS: 11 Leute haben bisher mitgemacht, freut mich sehr!! Falls ihr noch mitmachen wollt, oder ihr mir euren Song 2012 noch nicht gezeigt habt, schreibt mir euren Link zum Beitrag einfach in einen Kommentar unter diesen Post. Am 31. Januar gibt's dann die Zusammenfassung aller Beiträge.
Erstmal könnte ich deinen Text fast genau so übernehmen*lach*Ich mag den Zeitdruck auch nicht aber irgendwie brauche ich ihn auch wieder.
AntwortenLöschenDer Song ist toll.
Oh ja, das leidige Thema Studium...anfangs ist es ja ganz nett um nicht zu sagen chillig aber seit drei Semestern habe ich das Gefühl permanent unter Druck zu stehen. Jetzt lerne ich auf zwei Prüfungen, gleich danach muss ich meine Abschlussarbeit in 2 Monaten fertig bekommen!! Mann, du hattest doppelt so lange Zeit! :( Und dann wieder 2 Prüfungen und dann das Endexamen! Dieses Jahr wird mich erdrücken :(
AntwortenLöschenIch will auch noch bei deinem Projekt mitmachen, habe mich aber noch nicht entschieden...es ist wirklich hart...
Ich kann nur unter Zeitdruck arbeiten, wenn es keinen Zeitdruck gibt neige ich oft dazu, Dinge nicht fertig zu stellen oder nicht zu erledigen, deswegen bin ich manchmal heilfroh darüber, dass da etwas ist, was mich zwingt Dinge zu erledigen.
AntwortenLöschenHach, Florence + the Machine, noch dazu gehört Florence zu meiner Girlcrush-Liste. Ich bin ganz gespannt auf die ganzen anderen 2012 Songs :)
Ohje, soviel habe ich gar nicht geschrieben, aber was solls^^
AntwortenLöschenDer Post ist dir richtig gut gelungen, men merkt fast den Stress der dich erdrückt hat :)
♥♥
Oh Gott ich LIEBE dieses Lied. Und ich liebe Florence and the machine. Ich habe mir beide Alben bestellt und kurzzeitig überlegt ob ich nicht eins von ihren Liedern zu meinem Lied 2012 wählen soll. Aber ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Also ist es doch ein völlig anderes geworden. Aber in dieses Lied bin ich auch verliebt^^. Leider muss ich sagen dass ich schon nach drei posts bemerkt habe dass bloggen einfach nichts für mich ist:( Also habe ich beschlossen es einfach zu lassen. Aber da ich trotzdem weiter bei dem Projekt Mixtape mitmachen möchte werde ich einfach per e-mail mitmachen. Ich hoffe das ist auch ok;)
AntwortenLöschennatürlich ist das okay :) ich freue mich sehr, dass du weiterhin mitmachen willst!
LöschenDer Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschenooooh lou, ich idiot hab achtlos auf meinem handy rumgetippt und deinen kommentar versehentlich entfernt! sorrrry! hatte ihn aber vorher gelesen :)
LöschenEs ist kitschig und ein wenig seltsam.
AntwortenLöschenBei der Geburt meiner Tochter am 5. Oktober lief die ganze Zeit das Radio. Ich fand es schon schräg, dass den ganzen Tag Lieder liefen, die mein Mann mir damals, bevor wir zusammen kamen, auf einer CD zusammenstellte (das moderne Mixtape ;-) ). Zumal viele davon normalerweise nicht oder nur selten auf 1live laufen.
In der letzten Stunde habe ich dann nichts mehr davon wahrgenommen. Als ich meine Tochter dann im Arm hielt, war es das erste Lied, das ich wieder bewusst gehört habe. Von der ersten Note an!
Und es passte irgendwie wie Arsch auf Eimer (darf man hier Arsch schreiben? Aber 'wie Faust aufs Auge' ist noch schlimmer, wir sind ja gegen Gewalt...).
Mein Lied 2012:
'Ein Kompliment'- Sportfreunde Stiller
oh regina, das ist wirklich sehr schön!!!
LöschenSchwierig, wenn man quasi fast jeden Moment des Tages Musik im Kopf hat...aber sicherlich gehört "Beautiful Boyz" von Antony & CocoRosie zu einem der am liebsten gehörten 2012...nicht neu, aber aktuell.
AntwortenLöschenHallo Annie,
AntwortenLöschenich bin gerade mal wieder ein bisschen durch Blogs gehüpft und so irgendwie auf deinem gelandet :) Deine Texte gefallen mir sehr gut, du kannst wirklich toll schreiben!
Ich kenne das mit dem Zeitdruck inzwischen auch soo soo gut und hasse es ebenfalls. Ich muss im Moment für die Uni einen Haufen Arbeiten schreiben und sitze fast den ganzen Tag nur mit Büchern vor dem Computer so wie du es beschrieben hast...seufz..Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich schon auf den Abgabetag freue, auch wenn ich dann nicht wirklich lang frei haben werde. Aber immerhin eine kleine Verschnaufpause :)
Das Thema deiner Diplomarbeit hört sich aber auch sehr interessant an! Darf ich fragen, welche Berufe du mit deinem Studien Abschluss ergreifen darfst? Pädagogik ist ja so ein großes Feld, stehen dir da alle Türen offen? Ich studier nämlich Frühpädagogik, also für den Kindergarten und finde es immer interessant zu lesen, was andere in dem Bereich so arbeiten bzw. welche Möglichkeiten es gibt.
Eine schöne Woche dir noch!
Werde mich hier gleich mal noch weiter durchlesen (eine Schreibpause braucht ja jeder mal ;).
Liebe Grüße
Stephanie
Ohh so schade, ich bin erst heute auf deine wunderschöne Seite gestoßen (über Copy Paste Love :) )und hab von dem mixtape project gelesen! aber da heute der 30.1. ist, ist es echt schon knapp :) Machst du wieder so ein nettes Projekt?
AntwortenLöschenMein Song 2012 wäre "Einmal um die Welt" von Cro. :)) Und ich muss echt ein Lob aussprechen an die Designerin dieses Mixtape Logos! das ist so toll! gefällt mir echt gut!!
lg Manu
http://norba215.blogspot.co.at/