(Vorweg: Diesen Beitrag ordne ich einfach mal in die Kategorie FSK 16 ein. Und sagt mir nicht, ich hätte euch nicht gewarnt, meine lieben U16-LeserInnen)
„Menschen gibt’s, die gibt’s gar nicht!“, das denke ich mir in letzter Zeit immer häufiger. Ich fahre aufgrund meiner Fernbeziehung viel Bahn, und in Zügen oder an Bahnhöfen begegnet man einfach den seltsamsten Menschen. Heute hatte ich mal wieder eine solche Begegnung, bei der man sich hinterher paranoid umsieht und die versteckten Kameras, oder einer gewissen Ähnlichkeit mit Simon Gosejohann sucht. Aber fangen wir mal von Vorne an:
Auf meinem Weg von Hamburg in die Heimat muss ich in Bremen umsteigen. In Bremen habe ich dann immer eine halbe Stunde, bis mein Anschlusszug fährt. Also hole ich mir meistens einen Kaffee oder einen Snack und warte dann eine Weile in der Eingangshalle unter der Anzeigetafel, weil es mir im Winter zu kalt ist, am Gleis herumzustehen. So auch heute. Alles gut, bis plötzlich ein älterer Herr auf mich zukam und mich ansprach. Er sah ein wenig verwahrlost und verwirrt aus. Alte Klamotten, wenig Zähne im Mund, Löcher in den Schuhen. Da in meiner Diplompädagogenbrust ein soziales Herz schlägt, dachte ich, „Der arme Opa braucht Hilfe!“ und zog mir die Musik aus den Ohren. Größter Fehler des Monats!
Er: „Hallo, warten sie auf jemanden?“
Ich: „Ja, auf meinen Zug!“
(Kurze Pause – ich wartete auf die Bitte um Hife bei was-auch-immer.)
Er: „Wollen Sie nicht mit mir in ein Hotel gehen?“
Ich: „Was?“ (Ich dachte für eine Millisekunde, er könne sein Hotel nicht finden, bis er weiter redete...)
Er: „Ich würde Sie lecken, kostet auch nur 100€! Sie würden mindestens 10 Mal kommen!“
Ich (nach den versteckten Kameras suchend, eine Ähnlichkeit mit Simon Gosejohann war definitiv von Anfang an auszuschließen!): „Ähm, nein danke!“
Er: (fing an zu reden und ließ mich nicht zu Wort kommen): „Frauen müssen immer gut befriedigt werden! Sind sie verheiratet? Nein, oder? Heiraten Sie bloß nicht!! Sobald sie verheiratet sind, kommt ihr Mann nur noch einmal im Jahr an und will Sex mit ihnen. Und dann geht’s rein, raus und er dreht sich um und schnarcht. Das geht so nicht, eine Frau muss mindestens eine Stunde befriedigt werden und mehrmals zum Orgasmus kommen, bevor der Mann, sie wissen schon, abspritzt!“
Widersprechen wollte ich ihm jetzt nicht direkt. Aber wenn ich über so was rede, dann mit meinen Freundinnen bei einem Glas Wein oder Sekt auf einer unerer Pyji-Partys, und nicht morgens in der Bahnhofseingangshalle des Bremer Hauptbahnhofs mit einem fremden, alten Mann, bei dessen Anblick ich an alles Mögliche, aber beim besten Willen nicht an multiple Orgasmen, denken kann!
Er warf ein paar Körner auf den Boden und die Tauben kamen angerannt. „Okay, ich geh dann mal, ich hasse Tauben!“ sagte ich und flitzte mit Sack und Pack los. Scheiß auf die Kälte am Gleis. Lieber frieren, als mit der Gammel-Opa-Version von Charlotte Roche über Feuchtgebiete zu quatschen.
Wer jetzt denkt, das wär’s schon gewesen, der hat sich geschnitten. Ich war gerade dabei, meinem Freund eine SMS zu schreiben, über das, was sich soeben abgespielt hatte, da sah ich aus dem Augenwinkel jemanden auf mich zukommen. The Return of Opa Roche. „Das darf doch nicht wahr sein!“, dachte ich. Ich hatte noch nicht einmal meine Musik zurück in die Ohren gestöpselt. Wenn ich höre, was mir jemand erzählt, bin ich nicht mehr so gut im Ignorieren. Here we go again!
Er: „Wollen Sie nach Emden?“
Ich: „Nein!“
Er: „Aber nach Leer, oder?“
Ich: „Nein!“ (absolut gelogen!)
Er: „Also ich fahre nach Leer... [Verdammt!]...und von da aus weiter nach Holland. Nach Groningen, kennen Sie Groningen?“
Ich: „Ja.“
Er: „Würden Sie mir ihre Adresse geben? Dann kann ich Ihnen Briefe aus Holland schicken!“
Ich: „Nein!?!“
Er: „Wieso nicht?“
Ich: „Wieso sollte ich Ihnen meine Adresse geben?“
Er: „Weil Sie ein netter Mensch sind!“
Ich: „Woher wollen Sie das wissen? Sie kennen mich doch gar nicht!“
Er: „An Ihrem Aussehen erkenn ich das, Sie sehen nett aus!“
Ich (zunehmend unfreundlicher und lauter): „Na und? Das hat doch rein gar nichts zu sagen. Woher wollen Sie wissen, dass ich kein riesen Arschloch bin?! Das können sie anhand meines Aussehens nicht beurteilen.“
Er (unbeeindruckt von meiner Arroganz, wechselt aus dem Nichts heraus abrupt das Thema): „Würden Sie einen Moslem heiraten?“
Ich (überrumpelt vom Themenwechsel): „Warum nicht, wenn man verliebt ist!?“
Er (Rede des Tages – Teil 2): „Machen Sie das bloß niemals! Erst sind die nett und tragen Sie auf Händen, dann sind sie verheiratet und er verschleppt Sie in seine Heimat, nach Marokko. Da haben Sie dann rein gar nichts mehr zu sagen, werden von ihm vergewaltigt und geschlagen und zur Hure gemacht! Aber Sie sind eine weiße Hure und weiße Huren sind da der letzte Abschaum. Dann werden Sie von den anderen Huren gemobbt. Und irgendwann sind Sie so kaputt und unter Drogen gesetzt, dass Sie zur lesbischen, weißen Hure gemacht werden. Und dann machen Sie das freiwillig, weil Sie da ja eh nicht mehr rauskommen. Und Sie können sich nicht einmal umbringen, weil sie Tag und Nacht unter Beobachtung stehen!“
Ich (sichtlich genervt): „Na dann kann ich ja froh sein, dass mein Freund kein Moslem ist!“
Er (Meister der Themenwechsel): „Sie müssen nicht so weit, Sie steigen sicher in Delmenhorst aus, oder?“
Ich: „Jap.“ (wieder gelogen!)
Dann redete er noch ein wenig über Delmenhorst und wie er dort mal eine Wohnung gesucht und gefunden hat und wie schön günstig es dort ja sei „In Hamburg würde ich dafür mindestens 700€ zahlen!“, aber ich hörte ihm nicht mehr wirklich zu. Ich bereitete mich innerlich auf meine Flucht vor, denn der Zug fuhr ein. Mit einem kurzen „Tschüß!“ verabschiedete ich mich von ihm und rannte ein paar Meter den Bahnsteig hinunter, um bloß an einer anderen Stelle einzusteigen, als er. „War mir eine Freunde!“, hörte ich ihn noch rufen und weg war ich.
Jetzt sitze ich im Zug von Bremen nach Leer mit dem Wissen, dass der seltsame Opa auch hier irgendwo hockt. Ich kann nur hoffen, dass er mich in Leer nicht wiederfindet, denn ich habe dort über 50 Minuten Aufenthalt, super Potential für weitere Horrorgeschichten über Ehe und die Befriedigung der Frau, die ich nicht hören will. Falls das der Fall sein sollte, dann gibt’s bestimmt noch nen Nachtrag.
Bis dahin frage ich mich ne Runde, ob ich die Begegnung gruselig oder unterhaltsam finden soll. Und was lerne ich daraus? Niemals heiraten, vor allem keinen Moslem. Und wenn mich das nächste mal jemand fragt, ob ich auf jemanden warte, dann sollte ich direkt sagen "Ja, auf meinen Ehemann. Der ist Moslem und verschleppt mich gleich in seine Heimat, nach Marokko, um mich zu einer weißen, gemobbten, lesbischen Hure zu machen!"
Naja immerhin war er höflich und hat mich gesiezt. Menschen gibt’s...
Naja immerhin war er höflich und hat mich gesiezt. Menschen gibt’s...
Haha, dieser Text ist genial - hatte beim Lesen ein Dauergrinsen im Gesicht :D
AntwortenLöschenIch hoffe er hat dich in Leer in Ruhe gelassen. Wobei es schon auch spannend wäre zu wissen wie es weiter geht :)
Oh man Leute gibt es.Ich habe ja auch schon einiges erlebt aber die Story top einfach alles.
AntwortenLöschenDein Blog ist der einzige, wo ich mir die Texte richtig durchlese. Hab richtig gelacht :D
AntwortenLöschenOMG, ich hätte voll die Panik und hätte dem eine gescheuert. Oô
AntwortenLöschenIch stell mir gerade vor, wie der alte Mann heut Abend nach Hause kommt und seinem Kanarienvogel erzählt, was für eine komische Frau er heute gesehen hat. Eine Frau, die Tauben hasst!!!
AntwortenLöschenHat man sowas schon gehört?
hahahaha sehr geniale vorstellung! :D
LöschenOh Gott. Na ja ich weiß nicht was ich mit dem typen gemacht hätte aber so ruhig wäre ich bestimmt nicht geblieben;) Was das bloggen angeht, ich habe einfach Probleme damit mir alle paar Tage etwas neues aus dem Hut zu zaubern. Da bin ich einfach unkreativ:(. Und in meinem Alltag passieren jetzt auch nicht sooo spannende Sachen über die ich schreiben könnte. Aber ich glaub ich überleg es mir nochmal... Vielleicht ist das ja auch nur die Anfangsphase;D
AntwortenLöschenDein Erlebnis macht mich wirklich sprachlos. Lustig finde ich allerdings, dass Du für seine "Dienstleistung" auch noch zahlen solltest. Und in einem Punkt hatte er sogar recht: Du bist einfach zu nett. Ich hätte ihn vermutlich gefragt, ob er noch alle Tassen im Schrank hat. Ich hoffe, der Rest der Heimreise verlief ohne weitere Zwischenfälle.
AntwortenLöschenOh gott, was für eine Story...
AntwortenLöschenAber ich musste so lachen teilweise, aber am meisten bei dem Satz, den du beim nächsten Mal einfach sagen musst :DD
"Ja, auf meinen Ehemann. Der ist Moslem und verschleppt mich gleich in seine Heimat, nach Marokko, um mich zu einer weißen, gemobbten, lesbischen Hure zu machen!"
...
naja, gut.
Menschen gibts, die gibts gar nicht!
Liebste Grüße
♥
Am Ostbahnhof von Berlin bin ich an einer Frau vorbei gegangen, die "halten Sie Abstand, Sie Scheiße!" gerufen hat - wenigstens war diese Frau - genauso wie "dein Opa" - zu siezen. :D
AntwortenLöschenAch du Schande... sehr blöde Situation... vor allem wenn man nicht weiss wie man da wieder rauskommt...
AntwortenLöschenAber ich hab mich köstlich amüsiert... danke dafür :D
LG
:'D Wie gut!
AntwortenLöschenAHAHAHAHAHA Anja! Ich musste ja schon lachen, als ich das bei Facebook gelesen habe, aber jetzt?! Ich sitze zwar grade in nem neuseeländischen Hostel, aber ich hab mich grade total weggeschmissen! Wie lustig der Text ist :D Aber voll creepy der Opa, so Sachen passieren mir sonst auch immer und ic hweiß nie wie ich damit umgehen soll :D Hoffe du bist heil Zuhause angekommen ;)
AntwortenLöschenLG aus Neuseeland
HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAH, HERRLICH!!! Ich durfte ja schon eine kleine Vorschau auf Facebook genießen, aber den ganzen Text noch mal so im Detail serviert zu bekommen, ist was sehr feines. :D Ich hab Tränen gelacht, besonders bei der Stelle mit der lesbischen Hure und bei der Vorstellung, wie du gemobbt wirst. :D He, falls du planst ne Diss zu schreiben, wär das doch das perfekte Thema (und es würde nebenbei dein Diplomsarbeitsthema hervorragend ergänzen): "Über Mobbing von weißen Huren in Marokko: Eine Fallstudie." :D
AntwortenLöschenZum Glück bin ich ja jetzt 16 geworden :DD
AntwortenLöschenCras...du hast dich echt tapfer geschlagen,ich wäre irgendwann mittendrinn panisch weggerannt :D
Bahngeschichten sind aber allgemein immer das beste :) auch wenn ich die hier echt schockierend finde O.o
Ich finde es interessant,dass du eine Fernbeziehung führst :) wünsch dir viel glück :*
Wirklich göttlich :D Aber ich glaube, ich hätte nicht so ernst bleiben können... Ich hätte vermutlich mitten vor ihm angefangen mich tot zulachen :D
AntwortenLöschenHaha, aber wenns solche Leute nicht gäbe, gäbs ja nichts zu erzählen! Sehr guter Artikel, richtig lustig zu lesen.
AntwortenLöschenHAHAHAHAHAHA ohman, ich musste so lachen, obwohl es ja eigentlich gar nicht so lustig ist, ich meine es gibt sicherlich auch viele Menschen von der Sorte, die dich nicht nur ansprechen sondern im schlimmsten Fall dann auch noch anfassen?! Ohwei, das will ich mir gar nicht vorstellen. Gott sei Dank hast du ihn im Zug nicht nochmal gesehen, für mich wäre das die Hölle gewesen wahrscheinlich wüsste ich gar nicht was ich machen soll. Hab die Geschichte grad meinem Freund gezeigt, woraufhin er einfach nur meinte "Ich lass dich nicht mehr alleine Zug fahren". :D Wenigstens bist du gut angekommen, also genieß die Tage in der Heimat und ich hoffe bei der Rückfahrt passiert dir sowas nicht nochmal :)
AntwortenLöschenOh gott wie krank ist er denn bitte? :D
AntwortenLöschenich glaube ich wäre schon heulend weggerannt .
MIr geht es einigermaßen gut, hab zurzeit ein wenig kreislaufprobleme aber das wird sicherlich wieder , ich hoffe dir geht es auch gut <3
Hallo Annie, gerade bin ich über einen Post auf einen anderen Post gestoßen und über den wiederum auf deinen CPL-Gastbeitrag. Zu dem könnte ich ganz schön viel erzählen, vor allem in erster Linie, dass er mir gut gefällt. Das hatte ih vor, bis ich diesen Post gelesen hab. Oh. Gott. Ich musste so lachen :D
AntwortenLöschenIch bin bis zu meinem 18. auch oft Zug gefahren, um meinen liebsten zu sehen, so wie du. Und da lernt man schon die interessantesten Menschen (und die ungewöhnlichsten Anmachen) kennen, aber so ein Hotelangeobt wie deines, das ist mir echt noch nie passiert! :D Dafür hab ich Wodka, Fahrscheinkarten und Handynummern en mas geschenkt bekommen. Verrückte Welt. :)
Liebste Grüße, Feli
Liebe Annie!
AntwortenLöschenWir haben uns beim Lesen köstlichst amüsiert!!! :-)
Boah, sehr krass! Auch wenn´s alle lustig finden... - ich hätte vor dem Typen sicher voll Angst gehabt, besonders beim Warten auf den Anschlusszug.
AntwortenLöschenLG
Christiane
Haha, ich bin absolut erheitert, wobei ich nicht gerne an deiner Stelle gewesen wäre. Mir ging das mal so mit einem Typen, der mir ne halbe Stunde bei warten auf den Bus erzählt hat, dass er Astronaut ist und mir die Sterne vom Himmel holt, wenn ich mit ihm schlafe.
AntwortenLöschenCrazy Shit, diese Story. Bin gerade per Zufalle - CPL - auf deinen Blog gestoßen. Mir ist was noch Ekligeres an Neujahr passiert, aber das ist leider nicht so jugendfrei & ich will die Welt auch nicht schocken, was für absolut widerliche Menschen auf dieser Welt frei rumlaufen... Bin auch oft am Pendeln, da passieren einem irgendwie die verrücktesten Sachen. Aber wir wissen ja, dass wir uns vor Moslems in Acht nehmen sollten, damit wir nicht verschleppt werden...
AntwortenLöschenich hab gehört solche menschen nennt man rassisten. und in diesem fall wohl auch sexisten.
AntwortenLöschen