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Ist euch schon einmal aufgefallen, dass man Mitmenschen, die nicht alle Tassen im Schrank haben (ob temporär oder dauerhaft, egal!) schnell mit Vögeln vergleicht? "Du hast doch 'nen Vogel!" - "Mein Bruder hat eine (Voll)Meise!" - "XYs neuer Freund ist ein komischer Kauz!" - "Unser Nachbar ist ein komischer/schräger Vogel!" - "Sehr witzig, du Spaßvogel!" und wie oft nannte mich meine Mutter schon "Ach, du (bist mir vielleicht ein) Vogel!" wenn ich mal wieder irgendwas Bescheuertes getan oder gesagt hatte. Das sind nur ein paar Beispiele die mir jetzt spontan eingefallen sind. Ich habe mir nie großartige Gedanken gemacht, wieso das so ist und ob daran etwas Wahres sein könnte. Aber jetzt bin ich mir ganz sicher, diese Redensarten kommen nicht von ungefähr, denn neuerdings geistert ein komischer Vogel durch unsere Nachbarschaft. Und wenn ich Vogel schreibe, dann meine ich auch einen Vogel! Genauer gesagt, es ist ein gestörter Buchfink.
Angefangen hat alles etwa vor einer Woche: Ich kam morgens wie gewohnt runter, um mir Frühstück zu machen, ging in das Esszimmer meiner Eltern und blätterte ein wenig in unserer Tageszeitung, als auf einmal ein kleines Vögelchen gegen unsere gläserne Terrassentür flog. Im ersten Moment hatte ich mich total erschrocken und dachte nur "Oh nein, der arme Kleine!" Doch der Vogel blieb nicht verletzt am Boden liegen oder ergriff die Flucht, nein, er machte munter weiter und flatterte noch ein paar Mal gegen die Scheibe, bevor verschwand. Meine Mutter hatte den Lärm bis in die Küche gehört und stand nun neben mir. "Oh je, der war sicher durch den Aufprall ganz verwirrt und durcheinander!" vermuteten wir. Verwirrt? Untertrieben! Massiv gestört trifft es wohl eher. Aber das war uns zu dem Zeitpunkt noch nicht klar.
Ein paar Stunden später: Meine Mutter und ich räumten gerade den Tisch nach dem Mittagessen ab, als wieder ein Vogel gegen die Fensterscheibe flog, dieses Mal war es nicht die Terrassentür, sondern das Esszimmerfenster. Wieder ein Buchfink, wieder nicht nur ein Zusammenstoß, sondern irres, unkontrolliertes "gegen die Scheibe Donnern", als würde er versuchen, in unser Haus zu gelangen. "Das kann kein Zufall sein, dafür muss es einen Grund geben! Es steckt doch sicher eine Theorie dahinter!", darüber waren meine Mutter und ich uns einig. "Du kennst doch diesen Nemo-Film. Mit dem kleinen Fisch, der von Menschen gefangen und dann in ein Aquarium gesteckt wird. Und sein Papa macht sich dann auf den Weg und sucht ihn. Vielleicht hat der Vogel den Film auch gesehen, sucht nun nach seinem Sohn und denkt, wir haben den hier im Haus in einem Käfig eingesperrt!" Klingt doch logisch, oder nicht? (Ich will nicht abstreiten, dass ich auch manchmal einen kleinen Vogel habe!) Da ich immer gerne über das "Wieso, weshalb, warum?" Bescheid weiß, fragte ich mal meinen Freund Onkel Google. Dort war nichts von einem Nemo-Syndrom bei Buckfinkvätern zu finden. Aber schlauer wurde ich trotzdem. Wie es scheint, fühlt sich der Buchfink von seinem eigenen Spiegelbild im Fenster bedroht. Er verteidigt sein Revier und attackiert deswegen seinen "Konkurrenten" bzw. unsere frisch geputzten Fensterscheiben. Ich habe verschiedenste Berichte gelesen, viele haben das Problem jedes Jahr von März bis zum Herbst. Sogar Autos wurden zerkratzt! Das kann ja noch heiter werden, denn es nervt mich bereits tierisch! "Tap! Tap! Tap! Flatsch! Tap!" Von morgens bis abends, rund ums Haus (wobei ich feststellen konnte, dass seine Lieblingsfenster das in meinem Zimmer und das auf dem Flur neben meinem Zimmer sind). Aber seht selbst:
Eins hab ich gelernt in den letzten Tagen: Nicht alle Redensarten und Sprichwörter stimmen. Der frühe Vogel fängt nämlich nicht den Wurm, sondern ballert gegen die Fensterscheibe im Flur neben meinem Zimmer und weckt mich noch vor meinem Wecker! Heute morgen gab es einen so lauten Knall, dass ich für einen Moment Hoffnung schöpfte, es könne sein letzter gewesen sein (eigentlich bin ich eher der tierliebe Mensch, aber morgens um 6:30h hab ich noch nicht den Nerv für Spaßvögel!), aber ich hatte mich geirrt. Nach einer kurzen Pause ging es weiter. Und weiter. Und weiter... Der frühe Vogel kann mich mal!
PS: Namensvorschläge für den kleinen Irren nehme ich gerne an! Dann kann ich ihn endlich mal persönlich beleidigen, wenn ich ihn anbrülle.
PS: Namensvorschläge für den kleinen Irren nehme ich gerne an! Dann kann ich ihn endlich mal persönlich beleidigen, wenn ich ihn anbrülle.