Okay, nun bin ich auch mal an der Reihe, meinen Heul-Song mit euch zu teilen und, Achtung, es ist mal wieder an der Zeit für 100%igen Seelenstriptease. Lange habe ich überlegt, welches Lied ich auswählen sollte, denn, wie ich bereits im
Post über dieses Thema geschrieben habe: Es gibt bei mir auf dem Computer eine ganze Playlist voller Heul-Songs.
Es gibt unterschiedliche Gründe, weshalb mir zum Weinen zumute ist. Wenn ich wütend bin, oder mich ungerecht behandelt fühle, zum Beispiel. Dann habe ich oft einen riesen Kloß im Hals und würde am liebsten sofort losheulen. Dazu gibt es aber keinen passenden Song, denn die Musik, die ich in solchen Situationen höre, die verhindert eher, dass ich beginne, zu weinen und sorgt dafür, dass ich am liebsten alles um mich herum zertrümmern würde.
Gar nicht haben kann ich es, wenn Menschen, die ich gern habe, weinen. Im Kindergarten musste ich damals immer mitweinen, wenn mein Bruder geheult hat. Oder als ich auf der Beerdigung des Opas einer sehr sehr lieben Freundin war: Natürlich war ich traurig, denn er war für mich kein Fremder, aber ich war recht gefasst. Doch als ich das Gesicht meiner Freundin sah und vor Augen hatte, wie sehr sie weinte und trauerte, konnte ich meine Tränen auch nicht mehr zurückhalten.
Das gilt aber nicht nur bei Freunden und Bekannten. So kann ich mir zum Beispiel nicht ohne eigenen Tränenverlust ansehen, wie die damals noch sehr junge Avril Lavigne auf einem Konzert "
Tomorrow" ihrem an dem Tag verstorbenen Opa widmet und diesen Song
unter Tränen live performt. Sowas bricht mir einfach das Herz
(ja, ich weiß, ich bin eine verdammte Heulsuse).
Außerdem weine ich, wenn es darum geht, selbst einen lieben Menschen durch den Tod zu verlieren. Ich denke, da geht es so gut wie keinem anders. Fleißige Leser meines Blogs wissen, dass ich vor knapp über einem Jahr diese
schmerzhafte Erfahrung machen musste, denn über das Thema habe ich vor allem im Zusammenhang mit Musik schon
mehrmals geschrieben. Da gibt es ein paar Lieder, die definitiv den Heul-Platz Nummer 1 verdient hätten, denn ich muss nur an die Lieder denken und sie nicht einmal hören, da schießen mir sofort die Tränen in die Augen. "
Nur zu Besuch" von den Toten Hosen zum Beispiel. "
Und so red ich mit dir wie immer, so als ob es wie früher wär, so als hätten wir jede Menge Zeit.". Oder "
My Immortal" von Evanescence, "
I've tried so hard to tell myself that you're gone, but though you're still with me I've been alone all along". Die Liste solcher Songs könnte hier noch unendlich weitergehen.
Wie ich bisher in euren Beiträgen lesen konnte, haben sich viele für dieses Thema, also "Verlust durch Tod", entschieden. Im Moment ist mir aber nicht danach, darüber zu schreiben. Lieber möchte ich über einen weiteren Grund, der mich in meinem Leben bisher unzählige Male zum Heulen gebracht hat, schreiben. Der Klassiker: Liebeskummer!
Bevor ich meinen Freund kennenlernte, hatte ich nicht so viel Glück mit den Männern Jungen dieser Welt. Ich verknallte mich irgendwie immer in den Falschen. Entweder, er hatte bereits eine Freundin, er wollte nicht mehr als Freundschaft, wollte weder Freundschaft noch Beziehung, dafür aber alles andere, er wohnte zu weit weg, versuchte mich in die Rolle der perfekten Freundin (aka Exfreundin) zu drängen, war ein Klammeraffe, oder er langweilte mich nach zwei Wochen zu Tode. Irgendwer endete immer mit einem gebrochenem Herzen - meistens ich, aber selbst wenn ich der Herzensbrecher war, brach es mir mein eigenes ebenfalls das Herz. Aber einer, nennen wir ihn mal Typi, brach mir mein Herz ganz besonders und ihm verdanke ich dadurch eine ganze Top 100-Liste mit Liedern, bei denen ich quasi eine ganze Tempobox verschniefe, aber es gibt eine eindeutige Nummer 1.
Ich war sehr, sehr verliebt. Hals über Kopf, Liebe auf den ersten Blick. All solche Floskeln treffen es ziemlich genau. Wir lernten uns in einem Club kennen und wenige Tage später hatten wir unser erstes Date. Schnell war klar, Typi war genau so verknallt, wie ich (naja, zumindest machte er den Anschein), denn er behandelte mich wie eine Disney Prinzessin und sah mich an, als sei ich eine Art Zwilling von Megan Fox. Er erzählte mir sehr früh, wie er seiner Familie von mir vorschwärmte und sprach davon, dass er mich nie mehr gehen lassen würde und irgendwann heiraten wolle. Und das, obwohl er ja eigentlich vom Schlag "Bad Boy" stammte. Das ahnte ich nicht nur, ich wusste es, denn er erzählte es mir bei einem unserer total romantischen Sommernachtsspaziergänge: Wie unfair und untreu er Exfreundinnen gegenüber gewesen war. Das warnte mich aber keineswegs (ja, das ist der Punkt, an dem ihr mich für blöd erklären dürft!), sondern imponierte mir "Wow, wie toll! Ich mag seine Ehrlichkeit!". Keine Ahnung, ob es die berühmt berüchtigte, rosarote Brille war, oder ob ich damals einfach zu viel Gilmore Girls geschaut habe, und dachte, ich könnte einen Bad Boy wie "Jess" zähmen. Natürlich kam es, wie es kommen musste und ich bekam die Quittung für meine Naivität, denn schon nach wenigen Monaten, hatte Typi nichts besseres zu tun, als er betrunken (absolut keine Entschuldigung für sowas!) mit einer Anderen rummachte. Vermutlich hätte ich niemals davon erfahren, aber er erlaubte sich dieses Fehltritt intelligenter Weise an einem Abend, an dem er mit meinem Mitbewohner und guten Freund feiern war, während ich zu Hause mit meiner anderen Mitbewohnerin (Hallo, Anne!!) an Referaten und Hausarbeiten arbeiten Topmodel gucken musste. Dass mein Mitbewohner keine Lust hatte, mich anzulügen, war ja klar, also musste Typi zwangsläufig gestehen.
Die Worte "Ich hab Mist gebaut.....ich hab eine Andere geküsst." brannten sich in mein Hirn ein und verletzten mich so sehr, dass ich sie vermutlich nie wieder vergessen werde. Sofort nach seinem Geständnis schmiss ich ihn aus meinem Zimmer und klopfte bei meiner Mitbewohnern. Sie wusste bereits von meinem Mitbewohner, was passiert war und mein tränenüberströmtes Gesicht zeigte ihr, dass ich nun auch im Kreis der Wissenden war. Ich war am Boden zerstört, verstand die Welt nicht mehr und hab tagelang nur geheult.
Es folgten viele Tage ohne Kontakt zu Typi, bis er mich mit Bitten und Betteln zu einem Treffen bewegte. Wir versuchten es noch einmal (dumm, dümmer, Anja!!) und natürlich funktionierte es nicht. Ich konnte ihm nicht mehr vertrauen, er ließ mich bei Verabredungen stundenlang warten ("and so, Annie waits, Annie waits, Annie waits for a call from a friend" - ja, so entstand einst mein Nick-/Blogname), oder versetzte mich. Ich bekam zunehmend das Gefühl, dass er einfach keine Lust mehr hatte, mich zu sehen und als er sich mal wieder tagelang nicht meldete, oder ans Telefon zu kriegen war, setzte ich ihm ein Ultimatum. "Wenn du dich bis dahin nicht bei mir gemeldet hast, dann weiß ich, dass du mich nicht mehr willst und nur zu feige bist, Schluss zu machen." Er meldete sich und sagte, er wolle reden, doch zu dem Gespräch kam es nie. Der Tag des Ultimatums verging und ich bezeichnete mich von da an wieder als "Single".
Vom Tag seines "Ausrutschers", bis irgendwann, viele Monate später, erlebte ich den schlimmsten Liebeskummer meines Lebens und der musste natürlich musikalisch untermalt werden. Meine Mitbewohnerin (deren Liebesleben damals ähnlich bescheiden aussah) und ich verbrachten viele Abende damit, auf ihrem Balkon zu sitzen, Nutella aus dem Glas zu löffeln, Wein zu trinken und diesen einen Song (naja und ein paar andere) rauf und runter zu spielen:
"I don't mind it,
I still don't mind at all.
It's like one of those bad dreams
When you can't wake up.
It looks like you've given up,
You've had enough.
But I want more,
No I won't stop,
'cause I just know
You'll come around,
Right?"
Ich konnte einfach nicht begreifen, wie ich so schnell und plötzlich von Megan Fox' Zwilling zu Gollum, von Cinderella zum Aschenputtel werden konnte. Auch wenn ich ihm vermutlich niemals eine weitere Chance gegeben hätte, hoffte ich noch sehr lange, dass er irgendwann vor meiner Tür stehen würde, und mir sagen würde, wie leid ihm alles tut und dass er mich doch noch liebt und zurück will. Natürlich passiert sowas nur bei Gilmore Girls und nicht im echten Leben.
Noch heute, Jahre nach dem Debakel, und obwohl ich in einer glücklichen Beziehung bin, schießen mir bei dem Lied die Tränen in die Augen und ich bekomme Phantomliebeskummer, weil ich diese Gefühle mit dem Song verbinde (ich hoffe ihr kennt das, wenn man mit einem Song bestimmte Gefühle verbindet und diese sofort wieder fühlt, wenn ihr ihn hört, denn wenn nicht, dann haltet ihr mich spätestens jetzt sicherlich für vollkommen beschränkt - naja kann ich mit leben). Ja, was hätte ich damals nur ohne Nutella, Wein, meiner lieben Anne (der ich diesen Beitrag widme - und meinem Mitbewohner Stephi) und diesen Song gemacht? Vermutlich kariesbedingte Zahnarztbesuche gespart, auf den ein oder anderen Kater verzichtet, Anne in ihrem Kummer allein gelassen (geteiltes Leid und so) und viel, viel weniger geweint. Aber dann hätte ich jetzt keine so lange Geschichte zu einem Heul-Song gehabt.
Ich seh schon an der Länge dieses Posts, das Thema macht mir viel zu viel Spaß. Ich hoffe, dem ein oder anderen von euch auch. Falls ihr noch nichts geschrieben habt, lest euch den
Beitrag zum Thema durch, schreibt euren Beitrag bis Ende des Monats und hinterlasst mir einen Kommentar
(Falls ihr keine Blogger seid, hinterlasst mir einfach so einen Kommentar mit eurem Heul-Song und der Geschichte dazu). Freue mich auf weitere Beiträge!
PS: Hi Typi, falls du durch einen riesen Zufall auf diesen Blog gestoßen sein solltest und diesen Beitrag gelesen hast (ich bin mir sicher, du hast dich schnell selbst wieder erkannt!), dann sei dir gesagt, ich hab auch diesen Song (beinahe genau so viel wie P!NK) gehört: Archive - "F*ck U"